Brennerprozesse

Aktuelle Infos zur Kampagne „Abbattere le frontiere“ findet ihr hier.

Infobroschüre zum Download findet ihr hier.

Poster von solidarischen Anarchist*innen

Bevorstehende Aktionen & Demos:

Stimmen der Angeklagten:

Wir gehen zur Zeit regelmäßig auf die Straße, um laut und deutlich zu sagen, dass das, was im Gazastreifen geschieht, ein Völkermord ist, dem wir uns entgegenstellen wollen. Aber es zu sagen, selbst in Zahlen, ist nicht genug.
Wir müssen versuchen, ein Gleichgewicht der Kräfte herzustellen, damit die Regierung und die italienische Industrieklasse dieses Massaker nicht weiter unterstützen. Es ist klar, dass dies fast unmöglich erscheint, die andere Seite ist viel stärker und besser organisiert als wir.

Das kann entmutigend sein, wenn man voraus setzt, dass wir den Faschismus, den Krieg und das Kaptial frontal angreifen. Aber so verfechten wir Freiheitskämpfer das Lager der Ausgebeuteten nicht. Um das zu veranschauen, möchte ich euch von etwas erzählen, das ich in Bezug auf Mauern und Grenzen für passend halte.

Im Jahr 2015 erklärte Österreich, dass es eine Mauer am Brennerpass bauen wolle, um die Migrationsroute nach Nordeuropa zu stoppen. 2016 begannen die Arbeiten. Als Genoss*innen aus dem Trentino haben wir beschlossen, uns gegen diese Arbeiten zu wehren. Es gab Informationsinitiativen, Blockaden von Zügen, der Autobahn, Sabotage und eine von uns organisierte Demo am 7. Mai 2016.
Weil der Brenner ein wichtiger logistischer Knotenpunkt ist, lautete die Parole an diesem Tag und generell der Mobilisierung:

„Wenn die Menschen nicht durchkommen, kommen auch die Waren nicht durch“,

Am 7. Mai kam es zwar zu Zusammenstößen mit der Polizei, aber es gelang uns, die Eisenbahn und die Autobahn zu blockieren und unsere Parole zumindest für kurze Zeit in die Praxis umzusetzen.

Die Mauer wurde nie gebaut. Wir werden nie erfahren, inwieweit die von uns durchgeführte Kampagne die Entscheidung der österreichischen Regierung beeinflusst hat, aber wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass der von uns gewählte Angriffspunkt der richtige war: die Entscheidungen, die sie uns von oben aufzwingen wollen, ohne sich um das Leben derjenigen zu scheren, die versuchen, vor Kriegen, Umweltzerstörung und Armut zu fliehen, haben einen Preis. Solche Aktionen sind die einzige Sprache, die die politisch und wirtschaftlich Mächtigen verstehen. Und es ist die einzige Möglichkeit, die Entscheidungen derjenigen zu beeinflussen, die uns regieren: Unsere guten Gründe reichen leider nicht aus, wir müssen etwas Gewicht in die Waagschale werfen, wir müssen eine anderes Machtverhältnis schaffen.

Das Gericht in Bozen hat uns für diesen Tag des Kampfes in drei verschiedenen Prozessen zu fast 140 Jahren Gefängnis verurteilt, und zwar nicht, weil großer Schaden angerichtet worden ist, sondern um uns einzuschüchtern und ein Exempel zu statuieren. Am 5. März 2024 wird nun der Kassationsgerichtshof über den dritten Teil des Prozesses entscheiden.
Wir rufen zu einer Woche der Solidarität mit den Angeklagten im Brenner-Prozess auf: vom 26. Februar bis zum 5. März.

Der Aufruf zur Solidarität ist für uns nicht nur deswegen wichtig, weil wir nicht im Gefängnis landen wollen. Sondern vor allem, weil wir es für absolut notwendig halten, dem Staat das Gefühl zu geben, dass diejenigen, die kämpfen, nicht allein sind.
Dass es, auch wenn sie uns unterdrücken, immer jemanden geben wird, der weiterkämpft, dass ihre Uniformen, ihre Gerichte, ihre Gefängnisse niemals ausreichen werden, um den Wunsch nach Freiheit und Gerechtigkeit zu stoppen.

Dieser Prozess ist nicht das Privatproblem einer Handvoll Anarchist*innen – auch wenn es uns getroffen hat. Es betrifft euch alle. Alle, die kämpfen und glauben, dass der beste Weg, die Dinge zu verändern, darin besteht, sich selbst einzumischen, die Interessen der Mächtigen zu durchkreuzen und dieses System in seinen unzähligen rauen Nerven zu treffen. Man muss sich nur umsehen, um die Verstrickungen zwischen unserem Kapitalismus und dem israelischen Kolonialismus zu erkennen.

Denn seit jeher ist die einzige Möglichkeit, etwas zu verändern, der Versuch, das Gleichgewicht der Kräfte zu kippen. Die beste Verteidigung bleibt der Angriff und die Solidarität unter denen, die ihn wagen.