25. November 2024

Die Mirabal-Schwestern organisierten den Kampf gegen die Trujillo-Diktatur in der Dominikanischen Republik und wurden dabei zu Märtyrerinnen. Ihr Erbe ist der 25. November, internationaler Tag gegen patriarchale Gewalt. Patria, Minerva und María sind ein Symbol für den Mut, die Anstrengungen und die Opfer aller Fli*nta weltweit. Durch sie erinnern wir uns an alle, die ermordert wurden, weil sie für ihre Rechte einstanden und für eine fortschrittliche, demokratische Gesellschaft kämpften.

Weltweit sind Frauen*, Mädchen* und queere Menschen auch heut noch massiven patriarchalen Angriffen ausgesetzt. Der Femizid ist die extremste Form davon. Monatlich werden in Österreich etwa 3 Frauen ermordet und jede dritte Frau ist laut Statistik von körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt betroffen.

Diesem Ozean der Unterdrückung entgegnen wir ein Meer aus Widerstand. Weltweit protestieren demokratische, fortschrittliche und revolutionäre Kräfte am 25. November und vereinen sich zu einer Welle der Selbstverteidigung gegen patriarchale Gewalt.

Gemeinsam mit unseren Schwestern und Freund*innen weltweit fordern wir unser Leben ein – und damit die bestehenden Umstände heraus! Komm auch du mit uns auf die Straße. Wir wollen uns lebend!

REDEBEITRÄGE VON DER DEMO

Antirassismus, Flucht, weltweiter Widerstand

Liebe Genoss*innen,

die Gewalt gegen Frauen und Queers, gegen uns, ist kein isoliertes Phänomen. Sie ist tief verwoben mit den Strukturen eines kapitalistischen und imperialistischen Systems, welches auf Ungleichheit, Unterdrückung und Ausbeutung basiert.

Die Gewalt gegen uns hat viele Gesichter. Sie zeigt sich in Form von körperlichem Schmerz, sie zeigt sich in der systematischen Benachteiligung: in Arbeitsverboten, fehlendem Zugang zu Gesundheitsversorgung und rassistischen Diskriminierungen und sie zeigt sich in Konflikten weltweit, wo Frauen und Queers gezielt angegriffen werden.

Sie sind das Ergebnis eines Systems, das FLINTA* – besonders marginalisierte FLI*NTAs – als Mittel zum Zweck betrachtet: als Mittel für billige Arbeit und als Mittel um uns auszubeuten. Ob in Kriegsgebieten, auf Fluchtrouten, in Fabriken oder Universitäten – diese Gewalt ist allgegenwärtig und global.

 Imane Khelif, eine algerische Boxerin, wurde aufgrund rassistischer Vorurteile von internationalen Turnieren ausgeschlossen. Während Olympia wurde sie von weißen Frauen und dessen eurozentrischen Schönheitsidealen öffentlich zu Schau gestellt und nicht als Sportlein akzeptiert.    Ihr Fall zeigt, wie Sexismus und Rassismus intersektional wirken und Frauen mehrfach diskriminieren.

Im Sudan haben sich vor einigen Wochen ca. 130 Frauen das Leben genommen – nicht, weil sie die Hoffnung verloren hatten, sondern weil sie wussten, was sie erwartet: systematische Massenvergewaltigungen durch Milizen. Vergewaltigung als Waffe des Krieges ist eine brutale und kalkulierte Taktik, die nicht nur Frauen zerstören, sondern auch ganze Gemeinschaften brechen soll.

In der Demokratischen Republik Kongo sind es die Rohstoffe, die internationale Konzerne ausbeuten, während Frauen seit Jahrzehnten systematisch sexualisierter Gewalt ausgesetzt werden – nicht zufällig, sondern gezielt, um die Communities vor Ort zu destabilisieren.

Oder Karima Baloch, eine feministische Aktivistin , wurde 2020 tot in Kanada aufgefunden. Sie wurde ermordet wegen ihres Widerstands gegen die Unterdrückung in Baluchistan. Ihre Ermordung zeigt, wie Frauen, die für Gerechtigkeit und Befreiung kämpfen, zum Schweigen gebracht werden.

Schauen wir nach Palästina. Gerade für FLIN*TAs bedeutet Krieg und Flucht die Verstärkung und Verhärtung patriarchaler Strukturen und somit nicht nur die Gefahr um ihr Leben und ihre Gesundheit, sondern auch die Bedrohung vor Ausbeutung und Schändung von Körper und Seele.

 Die Unterdrückung in Palästina hat viele Gesichter: Die Besatzung wirkt sich auf Frauen besonders aus. Dadurch, dass sie menstruieren, dadurch, dass sie reproduzieren können. Indigene Personen mit Uterus sind eben durch ihre Fähigkeit Kinder zu bekommen (das palästinensische Volk zu vergrößern) den Besatzern, die das Ziel haben sie auszulöschen, ein Dorn im Auge. Die Bedingungen unter denen Frauen eine Schwangerschaft durchstehen und das Baby austragen sind unmenschlich. Sie werden zum Beispiel bei Checkpoints im Westjordanland festgehalten, Soldaten stehen daneben, während sie Krankenwägen blockieren und jegliche medizinische Hilfe verweigern. Dadurch sterben nicht selten Mütter oder Kinder. 

In Gaza ist die Situation seit 2008, der Errichtung der vollständigen Blockade nochmal viel kontrollierter. Der Zugang zu Hygieneartikeln und Schmerzmittel wird genau reguliert. Die Bedienungen unter denen Mütter im letzten Jahr Kinder auf die Welt bringen ist nochmal um vieles unvorstellbarer. Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist nahezu nicht vorhanden. Es mangelt an allem. Krankenhäuser, medizinisches Personal, Medikamente, etc. Die Fehlgeburtenrate ist um 300% gestiegen. Auch Infektionen aufgrund von Fehlenden Menstruationsartikeln führen oft zu Krankheiten. Die Vorstellung wie viele junge Mädchen im letzten Jahr, während des Genozids, ihre Periode bekommen haben, ohne Bezugsperson, ohne Eltern, ganz auf sich allein gestellt bricht uns das Herz. Das sind Aspekte des Kriegs über die wenig gesprochen wird, aber auch extrem traumatisierend sein können.

Wie in vielen anderen Kriegen wird auch in Palästina sexualisierte Gewalt gezielt als Kriegswaffe eingesetzt. Wo bleibt die Wut und die Solidarität von den Feminist*innen? Berichte über Demütigung und Sexualisierung palästinensischer Frauen lösen international nicht die Wut aus, die sie bei weißen Frauen auslösen würden. Feminismus muss internationale Solidarität bedeuten. Wir müssen unsren Feminismus dekolonialisieren. Wir müssen erkennen, dass es die gleichen Systeme sind, die uns weltweit unterdrücken. Und sie zusammen bekämpfen. Keine von uns ist frei, bis wir es alle sind! Der Glaube, dass palästinensische Frauen nicht an ihrer Geschlechterbefreiung interessiert sind, ist rassistisch. Es gibt eine lange und blühende Geschichte von palästinensischen Frauen, die für ihre und die Befreiung ihres Landes kämpfen, wie auch in der 1. Intifada. Unter dem Slogan „There is no free homeland without free women“ gehen Frauen weltweit auf die Straße, organisieren Proteste, Aktionen und greifen zur Waffe. Denken wir an die Ikone Leila Khaled und die Stärke, den Mut, die Kraft, die palästinensische Frauen und Mädchen tag täglich zeigen und kämpfen wir mit dem gleichen Mut. 

Ob es die Frauen in Kolumbien sind, die sexualisierte Kriegsgewalt vor Gericht bringen, oder Migrantinnen in Europa, die sich gegen Ausbeutung in Haushalten und Pflege organisieren oder zehntausende von indische Frauen,  die nach der Ermordung einer Ärtzin in den Streik gehen und protestieren:

 Überall auf der Welt sagen wir, dass wir nicht länger schweigen werden.

Wir brauchen ein neues System – eines, nicht – unter anderem – auf der Ausbeutung von Frauen, Arbeitskraft und Ressourcen basiert. Wir müssen das kapitalistische System in Frage stellen, das diese Gewalt hervorruft und immer wieder reproduziert. Das bedeutet, dass wir gemeinsam handeln müssen:

Wie Assata Shakur es sagen würden:

It is our duty to fight for our freedom. It is our duty to win. We must love each other and support each other. We have nothing to lose but our chains.

Für globale Solidarität, die über Grenzen und Klassen hinweggeht.

Für Gerechtigkeit, die nicht nur die Symptome bekämpft, sondern auch die Ursachen.

Wir brauchen internationale Solidarität, die über Grenzen hinweggeht und die Stimmen der am stärksten Betroffenen ins Zentrum stellt.

Lasst uns uns die Ketten befreien  – für Karima, für die Frauen im Sudan, für Marsha P. Johnson, für die Mirabal Schwestern, für die palästinensischen Frauen und Queers für uns, für alle, die in diesem System unterdrückt werden. Für eine Welt, die nicht auf Gewalt und Ausbeutung, sondern auf Gerechtigkeit basiert.

Gewalt in Zeiten der ökonomischen Aubeutung, Ungleichheiten, Pro Choice, Wohnungslosigkeit in Österreich

Heute ist der 25. November der Tag gegen Gewalt an Frauen, Mädchen und queeren Menschen. 

Patriarchale Gewalt ist für uns alle immer noch allgegenwärtig! Den berühmten Widerstandskämpferinnen in der dominikanischen Republik, den Schwestern Mirabal haben wir diesen internationalen Tag zu verdanken und wir werden ihren Kampf so lange fortführen, bis die Gewalt endlich endet. Heute wollen wir unseren Mut, unsere Kraft und unsere Solidarität bündeln und gemeinsam auf die Straße gehen. Wir wollen uns lebend!!

Patriarchale Gewalt ist politisch! Patriarchale Gewalt entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern wird durch die Umstände, in denen wir leben ermöglicht. Der Kapitalismus bestärkt und verschleiert diese Gewalt nicht nur, er ernährt sich davon. 

Frauen und Mädchen verdienen weniger. Generell haben unterdrückte Geschlechter, das betrifft auch genderqueere Menschen, schlechtere Chancen einen Job und einen sicheren Arbeitsvertrag zu bekommen. Wir arbeiten häufiger im Niedriglohnsektor und in sogenannten schlechtbezahlten „Frauenberufen“ (Fließband, Pflege, Reinigung, Verkauf, Gastro, Kindergarten & Volksschule, Kosmetikberufe…) und in Teilzeitanstellungen oder im Stundenlohn. Deshalb haben wir oft Lücken in der Pension und niedrige Renten.

In Österreich arbeiten wir Frauen seit 1. November quasi gratis. Dies ist jener Tag, an dem Männer bereits das Einkommen erreicht haben, für das wir noch bis Jahresende arbeiten müssen. Wir verdienen im Durchschnitt 9820 Euro pro Jahr weniger, das sind 18,4 %. Diese Lohnlücke, ist in fast keinem europäischen Land so hoch. Einkommen und Vermögen sind auch global zwischen den Geschlechtern höchst ungleich verteilt. Laut der letzten Oxfam Studie verdienen Frauen weltweit durchschnittlich rund 23% weniger als Männer und besitzen rund 50% weniger. In einem sowieso schon ungerechten System, in dem die Superreichen stetig ihre Vermögen vervielfachen, während fast die Hälfte der Weltbevölkerung weiterhin kaum etwas zu essen oder Zugang zu Trinkwasser hat, sind Frauen noch einmal entrechteter und ärmer.

Die geschlechterspezifische Ungleichheit hängt auch damit zusammen, dass Frauen den Löwenanteil an unbezahlter Hausarbeit, Pflege und Fürsorge übernehmen. Kochen, waschen, putzen, einkaufen, Kinder erziehen, Kranke versorgen – diese Arbeiten werden weltweit zu rund drei Vierteln von Frauen gestemmt. Frauen und Mädchen leisten täglich rund 12,5 Milliarden Stunden unbezahlte Pflege-, Fürsorge- und Hausarbeit, ohne dass dieser Wert gesellschaftlich und ökonomisch anerkannt wird. So auch in Österreich. 

Gerechtfertigt wird diese Ungerechtigkeit mit einer sexistischen und unwissenschaftlichen Denkweise und Propaganda. Uns werden Charaktereigenschaften wie Schwäche, Dummheit, Naivität, Hysterie oder Unselbstständigkeit unterstellt. Außerdem werden wir in die Rolle der Tochter, Freundin, Ehefrau, Mutter, Oma und Hausfrau gedrängt, welche der Position des Mannes immer noch untergeordnet ist. Diese Rolle hält für uns klare Aufgabenbereiche bereit, während andere für uns Tabu sind. Die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte in diesem Bereich sind aktuell, gerade in Österreich, durch das traditionelle Frauenbild rechter Parteien und anderer konservativer oder sogar faschistischer Kräfte in Gefahr.

Dadurch, dass wir weniger Geld besitzen und verdienen, geraten wir unterdrückte Geschlechter vermehrt in Abhängigkeitsverhältnisse.

 Finanzielle Sorgen sind weiterhin ein häufiger Grund, warum Frauen Beziehungen nicht beenden, sich nicht scheiden lassen oder den Wohnort nicht wechseln können. Es fällt uns deshalb schwerer, gegen gewaltvolle Bedingungen der Partnerschaft und der Familie aber auch des Staats, wie z.B. das Gesundheitssystem, das AMS etc. aufzubegehren und uns durchzusetzen. 

Dazu kommt der frauen-, queer- und transfeindliche Chauvinismus, dem wir permanent ausgesetzt sind und uns zur Angriffsfläche macht. Frauen werden in Werbung und Medien sexualisiert oder in Rollenbildern dargestellt, dadurch werden wir auf unsere Körper oder Sexualmerkmale reduziert. So werden Übergriffe normalisiert und unser menschlicher Wert herabgesetzt. Auch die Hetze gegen genderqueere Menschen verfolgt diesen Zweck.

Die Gewalt reicht von emotionaler/psychischer Gewalt bis hin zu körperlicher/ physischer Gewalt und sogar Tötung. In Österreich wurden im Jahr 2023 42 Frauen ermordet. Die Täter sind meistens nahestehende Männer, wie Ehepartner, Expartner, Sohn oder Vater. Jede dritte Frau in Österreich ist von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen, jede siebte Frau von Stalking. Die Gewaltschutzzentren betreuen jährlich ca. 20.000 Menschen, ca. 80% davon sind Frauen und Mädchen, über 90% der Gefährder männlich.

Unsere Unterdrückung ist der Nährboden für die Gewalt, die uns passiert. Diejenigen, die unsere Unterdrückung für ihre Profite aufrechterhalten, tragen dabei die Schuld. Wenn die Wirtschaft unsere Gratisarbeit bezahlen müsste, wären die Renditen um vieles kleiner. Wenn die Chefs uns den gleichen Lohn auszahlen und uns anständige Beschäftigungsverhältnisse geben, währen die Gewinne kleiner. Die Ausbeutung von uns Frauen, Mädchen und genderqueeren Menschen bedeutet beispielsweise für die 30 Österreicher, die zusammen gleichviel wie alle anderen in Österreich lebenden Menschen besitzen, einen wichtigen Anteil ihres Reichtums. Dass wir deswegen leiden und Gewalt erleben müssen, interessiert diese Leute nicht. 

Die Ungerechtigkeit des Kapitalismus und die Ungerechtigkeit des Patriarchats sind also eng miteinander verknüpft. Dass die Politik die Interessen der Reichen und nicht die Vorteile der Massen – wir sind immerhin 51% der Bevölkerung – vertritt, zeigt folgendes:

Die Umsetzung der Istanbuler Konvention, welche vom Bundeskanzler allen Ernstes als „Goldstandart“ gegen Gewalt an Frauen beschrieben wird, würde um die 300 Millionen Euro betragen. Das Budget für Frauen und Gleichstellung betrug aber beispielsweise im Jahr 2022 nur 8,4 Millionen Euro. Ein Leben ohne Gewalt ist kein Goldstandart für uns, sondern unser Recht. Wir fordern eine Politik im Interesse der Vielen und nicht der Profite! Wir fordern unser Leben ein – und damit die bestehenden Umstände heraus! 

Der Slogan dieses Jahr lautet: Wir wollen uns lebend!

Der Femizid ist die extremste Form der patriarchalen Gewalt, er bezeichnet die gezielte und bewusste Tötung von Frauen wegen ihres Geschlechts. Monatlich werden in Österreich etwa 3 Frauen ermordet. Wir bezeichnen Femizide bewusst mit dem Term Feminizide, da sie politisch sind und der Staat sie zulässt. Unsere Politiker*innen, die Polizei und auch andere staatliche Institutionen sollten der unterlassenen Hilfeleistung verurteilt werden. Um diese verheerende Politik auf dem Rücken unseren Leben zu vertuschen, wird Rassismus und Chauvinismus gegen Geflüchtete und Migrant*innen verbreitet. Sie sollen, wie für jedes Thema, auch hier als Sündenbock herhalten. Das Resultat davon ist die Bestärkung rassistischer Gewalt und Ausgrenzung, die wiederum auch Frauen* betrifft und ein falsches Bild: Patriarchale Gewalt und Feminizide kann man nicht abschieben! Diese Angriffe auf unsere Leben betreffen jede Klasse, jede Altergruppe und ziehen sich durch alle Lebenswelten. 

Doch nicht nur direkte Angriffe auf unsere Körper, unsere Geister und unsere Leben sind Gewalt. Auch die medizinische Unterversorgung und die Fremdbestimmung im Bereich der Reproduktion sind für uns gewaltvolle Strukturen und Auswirkungen dieser patriarchalen Gesellschaft.

Hier in Österreich können wir nicht frei entscheiden, ob wir schwanger sein wollen oder nicht, wie wir gebären wollen oder nicht, welches Leben wir führen wollen oder nicht. Gewalt erleben wir auch in diesem Bereich regelmäßig: ob während einer gewollten Schwangerschaft oder einem gewollten Schwangerschaftsabbruch, ob bei der Geburt, im Wochenbett oder als Mutter generell. Die medizinische Versorgung hinkt, alles ist von finanziellen Ressourcen abhängig und das Recht auf Selbstbestimmung fehlt.

Die Diskrimierungswelle die nach einer Geburt auf einen zukommt ist massiv: die unbezahlte Care und Hausarbeit, die finanzielle Abhängigkeit während der Karenz, der Arbeitsmarkt für „Mütter“, die Kosten und Plätze für Kinderkrippen und Kindergarten, Kosten für alles was das Baby und Kind braucht… die Steuersätze auf Windeln, Hygieneartikel sind die gleichen wie auf Champagner! Somit sprechen wir hierbei nicht nur von unleistbaren Mieten für Alleinerziehende, sondern auch von finanziellen Mehraufwänden, die in Anbetracht der Teuerung für viele Mütter existenzbedrohend sind. Wir fordern: Mütter müssen in allen Bereichen gleichberechtigt sein. Wir wollen unsere Menschenrechte, wir wollen ein gutes Leben! Egal ob wir Mütter sind oder keine, wir lassen uns nicht spalten. 

Für ein Recht auf Abtreibung! 

Für ein Recht auf Mutterschaft und Kinder kriegen!

Für ein selbstbestimmtes und schönes Leben für alle!

Diesem Ozean der Unterdrückung entgegnet heute ein Meer aus Widerstand. Global protestieren heute demokratische, fortschrittliche und revolutionäre Kräfte und vereinen sich zu einer Welle der Selbstverteidigung gegen patriarchale Gewalt. 

Wir wissen: Um eine umfassende Emanzipation zu erkämpfen bedarf es nicht nur des Kampfes gegen jegliche Form patriarchaler Gewalt, sondern auch der Durchsetzung von Geschlechtergerechtigkeit:

Überwindung von Lohndiskriminierung, Geschlechterstereotypen, Doppelbelastung und aller sozial-ökonomischen Benachteiligungen und Ausgrenzungen – sowie Frieden;  in letzter Instanz also die Überwindung des Kapitalismus.

Die Schwestern Mirabal, deren Namen Patria, Minerva und María lauteten, sind ein Symbol für den Mut, die Anstrengungen und die Opfer aller Frauen* weltweit. Der Kampf um die Freiheit ist so mächtig, dass keine Form von Gewalt sie zerschlagen kann!

Danke dass ihr heute mit uns auf der Straße seid!

Wir werden eines Tages gewinnen!

genderbasierte Gewalt gegen Menschen mit Behinderung(en)

Bussi hallo

Jede Person sollte das Recht auf eine gesunde und respektvolle Sexualität haben, frei von Zwang oder Missbrauch. Leider wissen wir, dass es sehr viele Menschen gibt, egal wo auf der Welt, ob Österreich, Gaza, Sudan, Kongo, Rojava oder anders wo, dass viele diesem Recht beraubt werden. Ich will diese Rede, als Frau mit Behinderung halten um endlich auch uns Gehör zu verschaffen.

Die Studie „Gewalt an Menschen mit Behinderung“ von 2022 zeigt, dass behinderte Frauen 3 mal häufiger Opfer von sexueller Gewalt werden als nicht behinderte Frauen. 

Anmerkung: Die Forschung ging nur auf binäre Geschlechterkategoresierung ein. 

Die Forschung zeigt, dass Frauen mit Behinderungen einem noch höheren Risiko schwerer sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind als Frauen ohne Behinderungen. 

Durch die bis heute andauernde Spaltung zwischen nicht behindert und behindert, gesund und krank, werden Menschen mit Behinderungen oder psychisch oder körperlichen Erkrankungen vom Rest der Gesellschaft separiert. Das erhöht eine noch stärkere Abhänigkeit. Durch die Trennung, die schon in der Volkschule beginnt, passiert es, dass Menschen mit Behinderungen oft nicht ausreichend Informationen über Sexualität bekommen. Außerdem stehen manche Menschen durch ihre Behinderung in einer Abhängigkeit zu der gewaltausübenden Person, die in den aller meisten Fällen männlich ist. Das führt dazu, dass oft Menschen mit Behinderung 1. nicht in der Lage sind, Sexualisierte Gewalt  bennen zu können, und 2. Sich dagegen zu weheren. Besonders für Menschen mit Lernbehinderung oder psychischen Erkrankungen ist es nochmals schwerer gehört und ernstgenommen zu werden. Wir werden oft wie kleine Kinder behandelt, obwohl wir erwachsen sind. Durch die weit verbreitete Stigmatisierung, dass Menschen mit Behinderung keine Sexualität haben wird uns nur selten geglaubt.

Oft finden diese Gewalttaten in, von der Mehrheitsgesellschaft angesehenen, sicheren Orten, wie dem Zuhause, Tagesstätten, Werkstätten oder in Ausbildungsstätten statt. Es ist jedoch sehr wichtig zu betonen, dass Sonderschulen, Tages- und Werkstätten von Grund auf abzulehnen sind und die Ausgrenzung, Ausbeutung und Stigmatisierung von Menschen mit Behinderungen vorantreibt!

Diese angsprochene Spaltung ist das Ergebnis einer nicht aufgearbeitetn Nazi-Vergangenheit. Sie beruht nach wie vor auf dem Prinzip der Euthanasie. Sie teilt Menschen in verwertbar/rentabel und vermeindlich nicht-verwertbar und nicht-rentabel auf. Die bis heute bestehende Spaltung der Menschen in Behinderte und nicht Behinderte beruht auf einer faschistischen Denkweise. Mit ihr wird unsere Ausgrenzung, Ausnutzung und Fremdbestimmung gerechtfertig und gefördert. 

Eine sinnvolle und einfache Maßnahme wie wir gegen die Stigmatisierung ankämpfen können ist unser Sprechverhalten. Sehr viele, vor allem nicht behinderte Menschen, nutzen beispielsweise das Wort „behindert“ oder „Spast“ um etwas negatives auszudrücken. Das führt dazu das Menschen denken es wäre schlecht oder bemitleidenswert, wenn Menschen eine Behinderung habe. Ein Menschen mit  Behinderungen ist nicht weniger wert durch die Behinderung, viel mehr sollte eine Einschränkung als etwas neutrales behandelt werden, auf das rücksicht genommen wird jedoch nicht die ganze persönlichkeit aufbaut. (Auch wenn das zwangsläufig manchmal der Fall ist, da wir ab dem Zeitpunkt, andem wir behindert sind, konstant mit den Barrieren und unseren vermeindlichen Defiziten konfrontiert sind.)

Die meiste Zeit schränken uns weniger die körperlichen oder psychischen Behinderungen oder erkrankungen ein, sondern die vielen Barrieren, mit denen wir Tag für Tag konfrontiert sind.

Indem wir auf unsere Wortwahl achten und uns bewusst dafür entscheiden, Wörter und Ausdrücke zu vermeiden, die Menschen mit Behinderungen herabsetzen oder stigmatisieren, und diese auch bei unseren Freund*innen und Genoss*innen kritisieren, können wir dazu beitragen, dass etwas weniger Ableismus in unserem Sprechverhalten verbreitet wird. 

Wir werden nicht aufhören zu kämpfen, bis wir in Gleichheit, Würde und Freiheit leben können!

Eine Buchempfehlung, um den eigenen Ableismus zu reflektieren ist: „Stoppt Ableismus“ von Anne Gernsdorff und Karina Sturm.

Ok bussi baba schönen Tag noch

Gewalt gegen die Queere Community

Hallo ich bin Lena von safer spaces – Fachstelle für sexuelle Bildung und Gewaltprävention. Dieser Redebeitrag wurde in Kooperation mit dem Queeren Chaos Kollektiv formuliert.

Heute stehen wir hier, um gegen patriarchale und genderbasierte Gewaltzu kämpfen – gegen die Gewalt, die nicht nur in den Straßen und in den Institutionen stattfindet, sondern auch in den Köpfen, in den Bildungsinstitutionen und in der Art und Weise, wie wir über Sexualität, Geschlechtervielfalt und Körper sprechen. Es ist eine Gewalt, die uns in unserer Sexualität, in unserer Identität und in unserer Freiheit einschränkt. Eine besonders betroffene Gruppe sind dabei queere Menschen, deren Existenz und Selbstbestimmung immer wieder in Frage gestellt, marginalisiert und kriminalisiert werden.

Patriarchale Gewalt beruht darauf, geschlechtliche Vielfalt unsichtbar zu machen oder als falsch zu deklarieren. Vor allem, weil das Patriarchat sonst zugeben müsste, dass die patriarchale Vorstellung von einer „natürlich vorgegebenen binären Ordnung“ keinen Sinn ergibt. Daher ist es umso wichtiger die Lebensrealitäten von trans, inter* und nicht-binären Menschen sichtbar zu machen und zu normalisieren.

Heute stehen wir hier, um der patriarchalen Gewalt und dem Angriff auf die Vielfalt der Sexualitäten und Geschlechteridentitäten gemeinsam die Stirn zu bieten. Mit sexueller Bildung und Gewaltprävention im Gepäck sagt der Verein safer spaces patriarchaler Gewalt den Kampf an! Sexuelle Bildung sollte ein Werkzeug sein, das uns befähigt, uns selbst zu verstehen, unsere Körper zu schätzen und unsere Sexualität in all ihrer Vielfalt zu leben. Sie sollte uns darüber aufklären, wie wir unsere Rechte auf körperliche Autonomie und Konsens wahren und wie wir respektvolle, gleichberechtigte Beziehungen führen. Doch was erleben wir stattdessen? Zu oft wird sexuelle Bildung im Kontext des Patriarchats verkürzt, verformt und instrumentalisiert. Patriarchale Gewalt in der sexuellen Bildung manifestiert sich auf vielenEbenen:

● In der Verweigerung und nicht Finanzierung einer umfassenden Aufklärung

● In der Stigmatisierung und Scham

● In der Kontrolle über den Körper von Frauen und Queeren Menschen

● In der Diskriminierung von sexuellen Minderheiten

Doch wir wissen, dass sexuelle Bildung auch anders sein kann – und anders sein muss.

Wir fordern eine queer-feministsiche sexuelle Bildung, die sich nicht in Verboten und Tabus verliert, sondern uns ermutigt, unsere Körper zu lieben, unsere Wünsche zu verstehen und zu respektieren. Eine Bildung, die uns nicht kontrolliert, sondern uns dabei hilft, die Kontrolle über unser eigenes Leben und unseren Körper zu übernehmen.

● Vielfalt und Inklusion: Wir fordern eine sexuelle Bildung, die alle Identitäten und Sexualitäten mit einbezieht. Die LGBTQIA+ Gemeinschaft muss genauso selbstverständlich Teil des Unterrichts werden wie heterosexuelle cis Menschen.

● Konsens und Körperautonomie: Eine sexuelle Bildung, die nicht von Schuld, Scham oder „richtiger“ und „falscher“ Sexualität spricht, sondern die uns beibringt, wie wir gesunde, respektvolle Beziehungen aufbauen. Wie wir lernen, unsere eigenen Grenzen zu setzen und die Grenzen anderer zu respektieren.

● Aufklärung über sexualisierte Gewalt und Schaffung von safer spaces

● Empowerment statt Kontrolle: Es geht nicht darum, den Körper zu kontrollieren, sondern ihm Freiheit zu geben. Es geht darum, ein Bewusstsein für die eigene Sexualität und geschlechtliche Identität zu entwickeln und die Verantwortung zu übernehmen, diese in einem sicheren, respektvollen und gleichberechtigten Rahmen zu leben.

Danke!

genderbasierte Gewalt in Bezug auf das Klima

WE WANT US ALIVE! – Wir wollen uns lebend! 

4 Wörter, mehr braucht es nicht, um zusammenzufassen, warum wir heute hier stehen. 

An diesem Tag zur Beseitigung gender basierter Gewalt stehen wir Schulter an Schulte mit FLINTA* und Queers weltweit, dieser Tag ist nur einer von 365 unserer Selbstverteidigung gegen patriarchale Gewalt.

Ich bin heute hier, um hierzu ein paar Worte aus der Perspektive des Klima-Aktivismus zu verlieren. 

Ich werde im Folgenden viel über Frauen sprechen, was dem geschuldet ist, dass über Inter-, non-binäre, trans- und queere Personen kaum bis keine Daten erhoben wurden, was deren Betroffenheit durch die Klimakatastrophe betrifft. Es muss im Folgenden also  eine hohe Dunkelziffer an Personen, die keine Sichtbarkeit erlangen, mitgedacht werden. 

Zunächst zum “Jetzt”-Zustand, es dürfte mittlerweile bekannt sein, dass wir am 1,5 Grad Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen nicht nur knapp, sondern nach jetzigem Stand komplett vorbei düsen und wer sitzt am Steuer? Patriarchat und Kapitalismus – Hand in Hand – beide Ursache der bestehenden ausbeuterischen Machtverhältnisse, der unsozialen und realitäts verweigernden Politik und Begünstiger der allgegenwärtigen gepredigten Konsumliebe.

Ungleichheitsstrukturen, die in patriarchalen, kapitalistischen Systemen vorherrschen werden in ihrem ausbeuterischen Charakter von der Klimakatastrophe unterstützt – die Leidtragenden? Die Unterdrückten! 

Die 8 Reichsten Menschen auf diesem Planeten sind Männer, das Gesamtvermögen dieser 8 Männer beträgt die gleiche Summe wie das Vermögen der ärmsten 50% der Weltbevölkerung. 70% der 1,4 Milliarden armen Menschen weltweit sind Frauen. You do the maths… Frauen sind kein Teil  des machthabenden, reichsten 1%. DER reichste 1% ist männlich dominiert.  DER reichste 1% ist  maßgeblich für das Vorantreiben der Klimakrise verantwortlich. Demnach lässt sich darüber streiten ob tatsächlich von “humanmade climate change” und nicht vielleicht doch einfach Tatsachen basiert und in gendergerechter Sprache von “men made climate change” gesprochen werden sollte. 

Männer dominieren in den klimaschädlichsten Branchen und profitieren von höheren Einkommen, die sie oft in umweltschädliche Konsumgewohnheiten investieren. Im Gegensatz dazu zeigen Frauen ein stärkeres Umweltbewusstsein und sind bereit, für den Klimaschutz erhebliche Verhaltensänderungen vorzunehmen. 

Identitätspolitisch spicht Cara New Dagget über “Petromaskulinität” und beschreibt hier das Ausleben fragiler Männlichkeit durch maßgeblich Klima schädigendes Konsumverhalten, welches mit dem Anpreisen von dicken Autos mit dickem Auspuff verherrlicht wird. Die Personen mit den meisten Privilegien: mittelalt, cis-männlich, weiß sind die Personen die ihre gegebnenen Privilegien am wenigsten nutzen um Klimaschutz durchzusetzen. Übrigens: auch der Markt weiß das: klimafreundlichere Produkte werden überwiegend für weiblich gelesene Personen vermarktet, auch greenwashing ist sexistisch.  

Nicht nur sind Männer maßgeblich an der Klimakatastrophe beteiligt. Frauen sind auch maßgeblich unterrrepresentiert in klimapolitischen Entscheidungsprozessen. Und dabei sind Frauen die Leidtragenden: Frauen haben ein 14x höheres Risiko in Klimakatastrophen zu sterben als Männer. Die Unterrepräsentation von Frauen in klimapolitischen Entscheidungsprozessen muss ein Ende haben. Wir müssen gewährleisten, dass Frauen nicht nur gleichberechtigt an Entscheidungen teilhaben, sondern dass ihre spezifischen Bedürfnisse und Perspektiven in der Gestaltung von Klimaanpassungsstrategien und -finanzierungen berücksichtigt werden. Nur so können wir eine gerechte Verteilung der Ressourcen sicherstellen und beide Geschlechter in die Lage versetzen, von unseren Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel zu profitieren.

FLINTA* und LGBTIQ* sind aufgrund bestehender Ungerechtigkeiten und Stigmatisierung unverhältnismäßig stark von der Klimakrise betroffen. LGBTIQ* erleiden überproportional oft Wohnungslosigkeit in den USA, was sie anfälliger für Extremwetter macht. FLINTA* leisten weltweit den Großteil der unbezahlten Pflegearbeit, was die Flucht vor Klimakatastrophen erschwert.

In einem imperialistischen System sind Frauen im globalen Süden die Hauptleidtragenden der Klimakrise. Durch das Ausüben von Sorgearbeit und familiärer und finanzieller Abhängigkeit sind Frauen grundsätzlich verwundbarer als Männer. In Naturkatastrophen sterben tendenziell mehr Frauen als Männer, hier ein konkretes Beispiel: bei einem Tsunami in Südostasien (2004) starben 4x so viele Frauen wie Männer. Konkrete Gründe?  Viele der Frauen  konnten aufgrund traditioneller Geschlechterrollen nicht schwimmen. Ihre Kleidung, lang und eng, erschwerte die Flucht. Während die Männer arbeiteten, waren Frauen zuhause und konnten so nicht rechtzeitig gewarnt werden,  zusätzlich waren Frauen  belastet mit der Sorge für Kinder und ältere Familienmitglieder. Diese Rollenzuweisungen sind kein Zufall, sondern Ergebnisse eines tief verwurzelten Patriarchats, das Frauen in Abhängigkeiten hält und sie verwundbar macht. Auch in den Folgen von Klimakatastrophen sind maßgeblich Frauen betroffen. Auf der Flucht vor Klimakatastrophen werden  Frauen maßgeblich von spezifischen Herausforderungen konfrontiert.  Sie sind überproportional von Gewalt und sexuellem Missbrauch betroffen, haben oft keinen Zugang zu notwendiger Gesundheitsversorgung und leiden unter extremer psychischer Belastung. Frauen werden in Entscheidungsprozessen übergangen, was ihre Stimmen und Bedürfnisse marginalisiert. Zudem sind sie wirtschaftlich unsicher und rechtlich ungeschützt, was sie anfällig für Ausbeutung macht. Es ist unsere Pflicht, ihre Rechte zu schützen und eine geschlechtergerechte Antwort in allen humanitären Bemühungen zu gewährleisten. 

Die “männer-gemachte” Klimakatastrophe verursacht und befeuert kapitalistische und patriarchale Strukturen, der Profit der Wenigen, der Weißen, der Reichen, der Männer steht  im Fokus. 

Und dennoch ist es wichtig,  dass wir  FLINTA*s und Queers stark bleiben, uns nicht in die patriarchal auferlegte “Opferrolle” zwängen lassen, uns nicht Handlungsmacht absprechen  lassen.  Feministische Klimapolitik muss gelebt werden! 

Mit einer prognostizierten Erderwärmung von bis zu 3 Grad stehen wir vor einer eskalierenden Klimakrise, die unsere Zivilisation durch Dürren, Lebensmittelknappheit und die Zerstörung von Lebensgrundlagen bedroht. Diese lebensfeindlichen Bedingungen fordern entschlossenes, globales Handeln, um eine unumkehrbare Destabilisierung unserer Welt abzuwenden.

Aber wir brauchen nicht warten, um die Fatalität der Klimakatastrophe zu spüren, sie ist bereits Alltag.

Es ist also höchste Zeit für unseren Widerstand gegen das „immer weiter so“, 
Es ist höchste Zeit für feministische Klimapolitik,
denn ohne Geschlechtergerechtigkeit gibt es keine Klimagerechtigkeit!
Es ist höchste Zeit für den Sturz des Patriarchat,

DENN WIR WOLLEN UNS LEBEND!

Repression gegen die feministische Bewegung

Hallo liebe Freund*innen

Ich bin Nora von der Antirepressionsgruppe Innsbruck.

Wir beraten und unterstützen Menschen die Probleme mit der Polizei, der Justiz oder auch anderen repressiven Einrichtungen des Staates haben. Das heißt, ihr könnt immer zu uns kommen, wenn ihr in irgendeiner Form Hilfe benötigt in diesem Thema. Wir führen regelmäßig Informationsabende durch, am letzten Donnerstag im Monat gibt es am Nachmittag eine offene Rechtsberatung im il Corvo, in der Mozartstr. 12 und via Email stehen wir auch für dringendere Anfragen gerne zur Verfügung. Das Rechtshilfe Telefon heute, wo ihr vlt so einen Zettel bekommen habt, organisieren wir auch und machen das auch für andere Demonstrationen.

Staatliche Angriffe auf politisch fortschrittliche Bewegungen sind keine Seltenheit – auch hier im demokratischen Österreich nicht. Das zeigt folgendes Beispiel sehr gut:

Am Donnerstagmorgen dem 26.09. um 4 Uhr in der Früh wurden 6 Personen in Innsbrucker Wohnungen und eine Person mittels genauester Handyortung – wegen dem Vorwurf eine kriminellen Vereinigung nach Paragraf 278 StGB gebildet zu haben – verhaftet. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft Innsbruck wurden zudem mit maskierten und schwerbewaffneten Spezialeinheiten in mehreren Wohnungen sowie dem linken Lokal „Il Corvo“ Hausdurchsuchungen durchgeführt.

Die Anordnung des massiven Aufgebots kam von Staatsanwalt Markus Grüner und dem Tiroler Landesamts für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE). Es wurden Einheiten des Verfassungsschutzes, der Kriminalpolizei, des LSE, der LPD Tirol sowie der EKO Cobra beordert.

Neben dem Beschlagnahmen von massiv vielen Gegenständen, hauptsächlich elektronische Datenträger und persönliche Hefte oder Kalender, wurden hunderte Fotos angefertigt. Alles was irgendwie verdächtig war – das heißt konkret: einen politischen Inhalt hatte – wurde abgelichtet. Die Wohnungen wurden skizziert und die Pläne ausführlich beschriftet.

Dass politische Menschen von Demokrat*innen bis hin zu Revolutionär*innen wegen ihrer Theorie und Praxis immer wieder ins Visier der Behörden geraten, ist weder etwas Neues noch wundert es uns. Repression soll die Betroffenen brechen und alle rund herum einschüchtern und vereinzeln. Repression soll handlungsunfähig machen. Repression ist Ausdruck des Klassenkampfes und des ideologischen Kampfes von oben!

Schon sachlich gesehen ist das Ausmaß der angewendeten Gewalt und die Inszenierung des Einsatzes im Verhältnis zu den Vorwürfen enorm. Die kriminelle Vereinigung wird nämlich aufgrund von einigen Sachbeschädigungen konstruiert – und das geht bereits ab 5.000 Euro Schaden.

Dazu kommt die politische Bewertung der Verhältnismäßigkeit:

1. Die Vorwürfe der schweren Sachbeschädigung beziehen sich nämlich auf die Wand der Feminzide und die Farbanschläge auf die ÖVP Zentrale. Was heißt das konkret? Aus den Bekenner*innenschreiben entnehmen wir: für jede tote Frau ein Farbbeutel. Und für diese Farbbeutel, die ermordete Frauen, und damit das Versagen der Österreichischen Politik symbolisieren, ermittelt die Polizei mit tausenden, ja wahrscheinlich zehntausenden Euros?

Dieses Geld wäre sinnvoller in Gewaltschutz investiert.  Nicht die, die einen Missstand ankreiden sind die Kriminellen sondern die, die ein patriarchales, offensichtlich tödliches System erhalten!

2. Einige der Beschuldigten, darunter Menschen wie ich aus der Antirepressionsgruppe, werden ganz konkret für ihre Rechtshilfe-Aktivitäten als solidarische Vernehmungs- und Prozessbegleiter*innen kriminalisiert. So etwas ist zutiefst antidemokratisch. Wer seine Rechte kennt und dieses Wissen teilt, darf nicht verdächtigt werden. 

Wir verurteilen die Repression und die Angriffe auf uns und unsere Genoss*innen! Wir erkennen sie als Strategie, politische Menschen in der Öffentlichkeit zu kriminalisieren, und als Versuch, die immer stärker werdende soziale Opposition auf der Straße einzuschüchtern. Aber sie können Innsbrucks feministische Linke nicht brechen! Diese Repression wird die Menschen nur stärken und wir als Rechtshilfegruppe werden umso mehr an der Seite der Bewegung bleiben. Zielscheibe zu werden heißt auch, etwas richtig gemacht zu haben.

Dass feministische, profeministische aber auch queere Aktivist*innen von der Polizei widerholt kriminalisiert werden, wird in Innsbruck auch rund um diverse Proteste sichtbar.

So ist es im Zuge verschiedenster feministischer Demonstrationen und Aktionen immer wieder zu Verhaftungen und Polizeigewalt gegenüber trans Personen gekommen! Es ist kein Zufall, dass genau jene Menschen von der Polizei ins Visier genommen werden. Queerfeindlichkeit und in diesem Falle ganz konkret: Transfeindlichkeit sind in der Polizei weit verbreitet. Ob gewaltvollen Aussagen und Handlungen oder unsensibler Umgang mit Gender-Identitäten bei Verhaftungen, im PAZ und im Gefängnis – die Diskrimminierung ist überall gegenwärtig. Sie offenbart sich eben auch im offensichtlichen Fokus der Polizei auf queere Menschen – wer von der Norm abweicht ist verdächtig, ist kriminell, muss diszipliniert werden. Ein solches Profiling ist absolut zu verurteilen und zeigt, wie diskrimminierend die Polizei handelt. Es ist notwendig, diese Kontinuität aufzuarbeiten.

Genau weil die Polizei hier heute anwesend ist, und sich als “Sicherheit” für eine feministische Demonstration inszeniert, ist es wichtig zu erwähnen, dass sie das genaue Gegenteil ist.

1. Die Polizei hält das System in dem wir leben, den Kapitalismus, das Patriarchat und den Rassismus, aufrecht – dasselbe System das patriarchale Gewalt und Feminizide sowie Ermordung, Gewalt und Ausgrenzung gegen queere Menschen überhaupt erst möglich macht.

2. Wie zahlreiche Erfahrungsberichte und Statistiken dokumentieren: Frauen, Mädchen und genderqueere Menschen sind in den Händen der Polizei und des Gefängnis alles andere als sicher.

3. Die Chatgruppen-Leaks der letzten Jahre haben die Gesinnungen so mancher Beamt*innen offen gelegt: Viele Polizist*innen sympatisieren mit faschistischem Denken – zu dem auch Antifeminismus und Queerfeindlichkeit gehören.

Nachdem 2023 eine trans Frau von 3 italienischen Polizisten brutal attackiert wird, findet eine queere Aktivist*in folgende Worte:

“Es ist die Gewalt eines Unterdrückungssystems, das uns zermalmen will, weil es Angst vor uns hat: vor unserer Freiheit, Fabelhaftigkeit und Selbstbestimmung. Wir sind Zielscheiben eines blinden, vulgären und kleinlichen Hasses; ein feiger und faschistischer Hass.”

Solidarität mit allen Betroffenen von Polizeigewalt, mit allen Feminist*innen vor Gericht und in Haft!

Patriarchale Befreiung heißt Klassenkampf!