Ich will ernst genommen werden!

Letzte Woche haben mir Menschen 130 Mal Hilfe angeboten.
Das klingt erstmal nett.
Aber warum haben sie das gemacht?

Sie haben mir zum Beispiel geholfen:

  • Einen Stuhl wegzurücken.
  • Den Knopf im Aufzug zu drücken.
  • Türen aufzumachen.
  • Flaschen aufzumachen.
  • Meine Einkäufe einzupacken.

Das klingt immer noch nett.
Aber ich frage mich:
Würden sie mir auch helfen, wenn ich keine Hilfs-Mittel hätte?
Ich glaube: Nein.

Von den 130 Malen habe ich 120 Mal gesagt: NEIN, Ich brauche keine Hilfe.
Aber die Menschen haben mir trotzdem 50 Mal geholfen.
Sie haben nicht auf mein Nein gehört.
Sie dachten, sie wissen besser, was ich brauche.
Aber ist das wirklich so nett?
Wer hat davon etwas?
Ich nicht.
Aber die Menschen, die geholfen haben, fühlen sich besser.

Die Menschen, die nicht auf mein Nein gehört haben, sind immer noch besser als die Menschen, die nicht gefragt haben.
40 Mal in der Woche haben Menschen mir einfach so geholfen.
Sie haben nicht gefragt.
Das ist nicht in Ordnung.
Das ist, als ob sie in mein Haus kommen, ohne zu fragen.
Ich fühle mich dann nicht gut.
Ich fühle mich, als ob meine Meinung nichts wert ist.

Was bedeutet das für mich?
Ich gehe nicht so gerne alleine raus.
Ich nehme meine Hilfs-Mittel oft nicht mit.
Ich habe Angst, dass die Leute zu weit gehen.

Jeden Tag muss ich nachdenken.
Ich frage mich: Sorge ich für meine Gesundheit?
Aber dann muss ich vielleicht schlechtes Verhalten von anderen ertragen.
Oder ich mache zu viel und das ist nicht gut für meine Gesundheit.
Aber dann kann ich besser auf meine Gefühle achten.

Niemand sollte so eine Entscheidung treffen müssen.
Aber viele Menschen müssen das tun.
Ich wünsche mir, dass Menschen mit Behinderung mehr zugetraut wird.
Und dass ein „Nein“ von uns genauso wichtig ist wie von Menschen ohne Behinderung.